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Guest
Torben Rabe
Country Director Germany at Qonto
Show Notes
Unser Gast Torben Rabe leitet als Country Director das Wachstum des B2B-FinTechs Qonto in Deutschland. Er beschäftigt sich leidenschaftlich mit der Zukunft der Finanzdienstleistungen und dem Thema "Future of Work".
Wir haben mit ihm über die Auswirkungen der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen, die Kernpunkte einer langfristig erfolgreichen Finanzstrategie und die Bedeutung von Liquidität gesprochen. Außerdem gibt es hilfreiche Tipps zu steuerlichen Aspekten von Investitionen und ihr erfahrt, warum Startups sich aktuell mehr auf ihre Profitabilität konzentrieren sollten.
Ressourcen, die in dieser Episode erwähnt werden:
Chattermill
https://www.chattermill.com/
Breath
https://www.amazon.com/Breath-New-Science-Lost-Art/dp/0735213615
Transcript
Willkommen bei Uplink, deinem Podcast zu Startups, Freelancing und The Future of Work.
00:00:24
Nick: Hallo und herzlich willkommen zu unserer mittlerweile achten Podcastfolge von Uplink! Ich freue mich riesig – ich habe heute Torben Rabe als Gast von unserem Partner Qonto. Wir sprechen heute unter anderem über Finanzen, Inflation und die Zukunftspläne von und für Qonto. Vielleicht, Torben, möchtest du kurz einmal dich und Qonto vorstellen, bevor wir dann viele spannende Fragen haben, über die wir heute sprechen?
00:00:49
Torben: Hi, Nick! Ja, vielen Dank für die Einladung. Ich bin Torben, ich bin der [unv.] Director von Qonto in Deutschland. Qonto ist eine B2B-Finantmanagement-Lösung für kleine und mittlere Unternehmen, Freelancer, Startups, Gründer:innen. Wir bieten für über 300.000 Unternehmen in Europa eine Finanzmanagementlösung an, die als Ziel hat, euch Zeit zu sparen, damit ihr euch auf das Wesentliche konzentrieren könnt. Wir sind in vier Märkten aktiv: In Frankreich, in Deutschland, in Italien und Spanien und haben 2017 angefangen. In Deutschland sind wir inzwischen der Marktführer in dem Segment, bieten wie gesagt ein Geschäftskonto als Basis an, aber auch weitere Lösungen wie zum Beispiel Karten – Mitarbeiterkarten, Buchhaltungsintegration, Datenschnittstelle (?) und Rechnungsstellung an, die euch das Leben erleichtern sollen.
00:01:52
Nick: Supercool. Da hat sich ja zum Glück in den letzten Jahren einiges getan. Wenn ich so daran denke: Früher war es ja oft so, du warst bei einer Bank, hast dann da logischerweise auch dein Geschäftskonto aufgemacht und die gängigen Services gar nicht so wirklich hinterfragt, und bist da quasi für mehr oder weniger immer geblieben. Das hat sich ja zum Glück ein bisschen gewandelt. Genau. Als Einstiegsfrage finde ich superspannend zu hören: Bist du generell ein Fan von Neujahrsvorsätzen? Hast du deine Vorsätze vom letzten Jahr erfüllt? Es geht ja jetzt vielen wieder so im Dezember, dass man ein bisschen revue passieren lässt: Hat das alles geklappt oder sind immer noch die selben Vorsätze auf dem Zettel?
00:02:35
Torben: Total! Ich bin ein Fan von Neujahrsvorsätzen. Ich glaube, wenn man zum Ende des Jahres geht und auch auf den Jahresanfang schaut, dann inspiriert mich das schon nochmal, rückzublicken und zu reflektieren: Was lief gut in dem Jahr, was lief nicht so gut? Und ich glaube, da ist eben die Chance drin, dass man eben zurückblickt, innehält, reflektiert und das eben nutzt, und das ist eben ein guter Zeitpunkt. Es ist nicht sinnvoll, wenn man von vornherein überzeugt ist, dass es nichts bringt und dass man es eh nicht einhält. Je konkreter, desto besser! Meine persönlichen Vorsätze waren dieses Jahr, mehr Zeit mit Freunden zu verbringen und auch draußen zu verbringen – ich meine von 2021 auf 2022 war natürlich noch Corona ein Thema und dementsprechend habe ich dieses Jahr dafür genutzt. War auch ein einfacher Vorsatz, aber wichtig für mich. Nächstes Jahr ist es, wirklich ein Hobby mehr zu betreiben und in dem Fall ist es [unv.] Surfen.
00:03:37
Nick: Cool! Ist das was, was du neu starten willst oder hast du das schon mal gemacht?
00:03:43
Torben: Ja, ich habe es schon zweimal gemacht, aber immer nur zu kurz – immer 3 Tage mit Kurs (?) und danach nie wieder gemacht, und dementsprechend muss ich wieder von Neuem anfangen. Dieses Mal will ich wirklich ein bisschen mehr Zeit investieren, damit ich dann auch wirklich am Wochenende an die Ostsee fahren kann oder an die Nordsee, um das zu machen.
00:04:00
Nick: Cool, das klingt ja auf jeden Fall mega. Ist ja auch von Berlin glücklicherweise gar nicht so weit weg. Das kann man auf jeden Fall am Wochenende immer gut einplanen. Cool. Ja, wenn wir zu dem ersten Thema kommen – alles, was sich so rund um Finanzen dreht, für Freelancer oder auch generell: Es ist ja einfach so, dass in der Gesellschaft aktuell so eine krasse Unsicherheit einher geht. Es gibt zum Teil weniger Projekte von Freelancern, weil jeder ein bisschen – nicht ganz so schlimm wie bei Corona – aber ein bisschen in so einer Schockstarre ist und lieber vorsichtig die Projekte weiter vorantreibt, sei es mit internen Ressourcen, bevor wieder Freelancer eingestellt werden. Hast du denn irgendwelche Tipps, die du gerade insbesondere Freelancern geben würdest, um ihre Finanzen krisensicher aufzustellen – auch im Bezug auf Investitionen beispielsweise?
00:04:54
Torben: Ja, also wir sehen das bei unseren Kund:innen auf jeden Fall, dass die Bestrebung schon da ist, dass man sich krisensicherer aufstellen soll. Grundsätzlich wichtig ist immer – aber vor allem ganz besonders zu Krisenzeiten – Besinnung auf die Basics, also das Fundament von einem guten Finanzmanagement hilft euch wirklich weiter. Was meine ich mit Basics? Dazu gehören die Unterscheidung zwischen den geschäftlichen und den privaten Finanzen, also die Liquiditätsplanung von dem Geschäft auf der einen Seite und dem Haushaltsbuch, also das klassische Haushaltsbuch für die private Seite. Ich glaube, das ist superwichtig, weil der Umsatz letztendlich nicht das Gleiche ist wie der Gewinn, und Gewinn ist wiederum nicht das Gleiche wie Einkommen. Diese Dinge sollte man nicht verwechseln, und wenn man eben das Private von dem Geschäftlichen nicht unterscheidet, dann ist es eben so, dass man leicht in verschiedene Szenarien kommt. Wichtig ist natürlich auch die vollständige Kalkulation der Kosten, die entstehen, wenn man das, was man macht, auch anbietet. Zum Beispiel Anmietung von Büroräumen, EDV, Werbung, Beratung – das sollte man alles mit einplanen, damit man tatsächlich einen ehrlichen Blick auf die Finanzen hat. Ein Tipp, den ich da geben würde, ist eben: Bei umsatzsteuerpflichtigen Einnahmen kann man die Umsatzsteuer der Kosten wieder gegenrechnen. Das ist natürlich etwas, was viele von euch wissen, aber immer wieder erstaunlich, wenn wir mit Kunden reden, dass manche das auch nicht wissen. Ich meine, Steuern ist noch ein zentrales Thema, auch deshalb, weil viele Selbstständige in den ersten Jahren oftmals aufgrund von Steuerzahlungen in Schwierigkeiten geraten – das sehen wir auch – und im schlimmsten Fall eben deshalb scheitern, was natürlich super-bedauerlich ist, weil es vielleicht vermeidbar ist. Eine besondere Herausforderung – weil ich denke, viele, die auch den Podcast hören, haben vielleicht gerade auch erst angefangen – eine besondere Herausforderung ist eben, dass das Finanzamt noch keine Grundlage für die Berechnung der Steuerzahlung hat. Das heißt, du wirst nachträglich versteuert, aber in den darauffolgenden Jahren hat das Finanzamt ja die Grundlage für die Berechnung der Steuern. Nach dem Zeitpunkt sind Vorauszahlungen nötig. Da sollte man besonders aufpassen, weil hat man sich mit der Steuererklärung anfangs zu viel Zeit gelassen, kann es sein, dass das Finanzamt auf einmal die Nachzahlung und die Vorauszahlung in sehr kurzem Abstand haben will, und das ist für viele Selbstständige dann natürlich ein Problem – auch ohne Krise eigentlich – diese Double [unv.], und das ist eben superwichtig. Das Learning hier: Liquiditätsplanung, sollte die Steuerrücklage eine oberste Priorität haben, denke ich mal, deswegen kann es zum Beispiel Sinn ergeben, dass man einen separates Konto für die Steuerrücklagen hat, eben Unterkonten, in denen man sich organisiert, so einen besseren Überblick darüber, wie viel Geld man tatsächlich zur Verfügung hat. Das sieht vielleicht auf den ersten Blick recht viel aus, aber wenn man dann diese Steuerrücklagen berücksichtigt, dann vielleicht nicht. Oder wenn man dort eben Fragen hat – was kann man erwarten? – auf jeden Fall eine Steuerberaterin zur Seite nehmen und in Anspruch nehmen.
00:08:15
Nick: Also im Endeffekt ist ja Freelancer sein quasi ein Mini-Unternehmertum – wirklich überlegen: Was muss ich abschreiben, wie viele Steuern werden fällig und die dann direkt zur Seite packen. Das heißt, in diesem ersten Jahr, wo ich noch nicht genau weiß, was quasi mein angepeilter Jahresumsatz ist… quasi auch sagen, wenn man am Anfang auch weniger einnimmt in den ersten 2 Monaten und merkt: Diese grobe Kalkulation für das erste Jahreseinkommen wird wesentlich besser als erwartet, dann natürlich auch die Steuereinnahmen oder Ausgaben dementsprechend eher großzügig zu kalkulieren und beiseite zu packen, um diese Doppelbelastung zu vermeiden.
00:08:55
Torben: Genau. Zusätzlich würde ich noch sagen, dass man private Rücklagen sowieso aufbaut. Üblicherweise macht ein Notgroschen von 6 Monaten Sinn, in Krisenzeiten empfiehlt sich sogar, dass man sozusagen 12 Monate anpeilt, sobald es möglich ist. Und da macht eben das Mehr-Konten-Modell auch Sinn, dass man sich das jeden Monat ein bisschen zur Seite legt und damit dann einen Puffer aufbaut.
00:09:19
Nick: Auf jeden Fall. Gerade im Freelancersein nochmal anders als bei Festangestellten, wo du ja weißt: Wenn nichts mehr reinkommt, hast du ja quasi keine Absicherung mehr von Staats wegen zum Beispiel. Wenn ich jetzt als Freelancer quasi eine langfristige Anlagestrategie mache – hast du ja gerade auch gesagt – dass man erst mal Notgroschen bilden soll, was sich ja für jede Person empfiehlt – wie sollte denn so eine langfristige Anlagestrategie aussehen? Sollte ich denn per se immer zuerst einen Notgroschen haben oder auch schon anfangen, in [unv.] zu investieren, gerade weil es auf so eine Langfristigkeit ankommt? Was würdest du da empfehlen?
00:10:00
Torben: Ja, das ist eine gute Frage. Die, die den Doppelgänger-Podcast kennen, die kennen das auch. Das ist keine Anlageberatung, was ich jetzt sage, weil ich bin natürlich kein Anlageberater. Ich kann das sagen, was wir bei unseren Kunden sehen, aber auch was ich persönlich mache. Für viele Freelancer, die ich kenne, steht natürlich die Altersvorsorge im Mittelpunkt in der Anlagestrategie. Schließlich zahlen die meisten Freelancer nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein, und so hat man natürlich mehr Freiheit auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite natürlich eine höhere Eigenverantwortung. Das heißt, ihr müsst selber dafür sorgen, dass ihr für euch richtig vorsorgt. Und auch hier kommt wieder der steuerliche Aspekt hinzu, denn anstatt der gesetzlichen Rentenversicherung können Freelancer in der sogenannten Basisvorsorge ihre eigene Altersvorsorge aufbauen. Hier dürfen aktuell 94% der Vorsorgeaufwendung von der Steuer abgesetzt werden. Für wen das Sinn macht und wie viel man einzahlen sollte, bespricht man am besten mit dem Steuer- oder Finanzberater im Speziellen, wenn man dazu Fragen hat, weil das ist natürlich ein Thema, was einen über das ganze Leben begleitet, wenn man das Freelancersein für sich langfristig entdeckt hat. Ansonsten gilt natürlich: Wer einen gewissen Anlagebetrag zur Verfügung hat und diesen mittel- und langfristig investieren möchte, teilt sich den Betrag am besten auf, in dem man diversifiziert. Zum einen zeitlich diversifizieren, also man investiert nicht, wenn man jetzt zehntausende von Euro hat, nicht alles auf einmal, sondern man investiert Stück für Stück. Da gibt es genügend Sparpläne, die man da machen kann – dadurch hat man das zeitliche Risiko oder das Markteintrittsrisiko reduziert – und dann natürlich auch, in welche Industrien, in welche Portfolios, in welche Aktien man investiert kann man auch diversifizieren. Ich glaube, hier ist ganz wichtig, dass das Risiko und die Rendite eben in einem guten Verhältnis zueinander stehen. Da gibt es ja viele Angebote, die man nutzen kann.
00:12:08
Nick: Absolut. Und wenn wir jetzt gerade auch im Moment sehen: Hey, es herrscht total die Inflation – heißt immer, man soll irgendwelche Kursschwankungen und so aussetzen, ist oft immer auch leichter gesagt als getan. Ich glaube, gerade für Leute, die erst anfangen zu investieren und noch nicht so gewohnt sind, dass Aktienkurse in der Regel immer hoch und runter gehen, auch wenn es eine Krise ist oder auch nicht, dass es starke Schwankungen beeinflussen und man deshalb langfristig planen soll… Gibt es denn irgendwelche Mechanismen, die gewährleisten, dass ich meine Investition relativ inflationssicher aufstellen kann?
00:12:48
Torben: Ja. Ich glaube, das ist eine große Frage, die viele gerade rumtreibt. Vielleicht nochmal zu dem vorherigen Punkt: Wichtig sind natürlich auch die Gebühren, in was man investiert. Also wenn man jetzt schon 3% Gebühren zahlt für etwas, dann die Inflation hinzu nimmt, dann muss man sehr viel Rendite erwirtschaften, um das wieder rein zu bekommen. Aber auch, um auf die Frage zurück zu kommen: Wir haben die höchste Inflation seit Beginn der Nachkriegszeit, wir haben im Euroraum 10% im Vergleich zum Vorjahr, in Deutschland sogar etwas mehr, und in den letzten Jahren hatten wir eben eine sehr niedrige Inflation. Ich kenne das, seit ich erwachsen bin, eigentlich auch nur so, dass die Inflation niedrig ist. Und die ZB (?) hat natürlich in der Vergangenheit versucht, gegen diese zu niedrige Inflation entgegenzuwirken, indem die Geldmenge erhöht wurde. Lange Zeit ist nichts passiert, dann kam die Coronakrise und dann die Energiekrise und die Inflationsrate ist auf einen Schlag in die Höhe geschnellt. Dieser Ketchup-Flaschen-Effekt, dass auf einmal wirklich alles raus kam und die Inflation und die Verteuerungsrate hat sich verlangsamt, aber man weiß noch nicht, wie es sich entwickelt – es könnte sogar noch mehr sein. Es gibt leider keine pauschale Antwort darauf, wie man seine Investments wirklich gut mixt und vor der Inflation schützt. Es gibt natürlich spezielle Finanzprodukte, die an die Inflation oder zumindest an bestimmte Kennzahlen gekoppelt sind, aber ich glaube wirklich hier wieder: Fokus auf die Basics. Das magische Finanzdreieck, sagt man ja normalerweise, ist Liquidität, Sicherheit und Rendite. Ich glaube, im Fall von Freelancern ist es eher ein Viereck, also die steuerlichen Aspekte sollte man noch dazu nehmen. Wenn ich die mal so durchgehe, dann hast du erstens die Liquidität. Zur Liquidität sollte man sich die Frage stellen, wie viel vom eigenen Vermögen man kurzfristig, mittelfristig und langfristig anlegen möchte. Einige Experten empfehlen in der momentanen Situation mit der hohen Inflation und trotz der hohen Inflation, den kurzfristigen Bereich etwas überzugewichten, um vor zukünftigen Überraschungen gewappnet zu sein. Sprich: Wenn du bestimmte Sachen einloggst, könnte dich das im Nachhinein kosten – sowohl tatsächlich kosten oder eben Opportunitätskosten haben, das heißt, in der Zukunft kannst du dann nicht auf die neue Situation reagieren. Das zweite ist Sicherheit. Bezüglich der Sicherheit muss sich jeder selbst überlegen, wie viel Risiko er oder sie eingehen will. Ich kann eure Risikoaversionen oder euer Risikoprofil nicht einschätzen – das ist wirklich sehr individuell, aber hier geht es ja meistens um die Schwankung einer Anlage, und man muss sich dann eben fragen: Wie viel Schwankungen kann ich ertragen? Soll es plus minus 5% sein, 10%, 20%? Das ist das, was man sich fragen muss, weil je höher die [unv.], desto höher normalerweise auch die erwartete Rendite. Also je mehr Risiko, desto mehr Rendite sollte man zumindest erwarten. Das heißt, man muss selber sehen, womit man zufrieden ist und die Rendite ist tatsächlich der dritte Punkt, wie schon angesprochen – die Rendite, die man sich wünscht, und ob das in einem Verhältnis steht zu dem Risiko, was man eingehen möchte. Daraus ergibt sich dann, wenn man in den Spiegel geschaut hat, ein Anlagemix aus verschiedenen Anlageklassen, und das ist eben das, was man machen kann. Aktien sind das eine, Immobilien wären auch eine Möglichkeit, Edelmetalle, Rentenpapiere, Versicherungen, [unv.]-Produkte – da ist alles dabei, was man machen kann. Man kann natürlich immer auch in verschiedene Indexfonds investieren, die das teilweise abbilden. Wenn ich in meinen Trade Republic oder [unv.] gehe, dann könnte ich auch sozusagen Derivate auf Edelmetalle oder auf Rohstoffe machen, dafür muss ich mir keinen Goldbarren kaufen. Aber wie gesagt: Es ist sehr individuell, kommt auf eure persönlichen beruflichen Ziele an – ob ihr sagt, ich möchte in drei Jahren eine Wohnung kaufen, das heißt, da möchte ich sparen – da gibt es verschiedene Sachen, die man berücksichtigen muss. Die Inflation wird wahrscheinlich noch ein bisschen bleiben und darauf sollte man sich einstellen und nicht denken, dass es morgen vorbei ist. Es zeichnet sich ab, dass es zumindest nicht schneller höher wird, aber selbst, wenn die Inflation bei 10% bleibt, ist es natürlich etwas, wo man das Bargeld vielleicht nicht immer nur auf dem Konto haben sollte, sondern eben auch arbeiten lassen sollte.
00:17:50
Nick: Absolut. Ich glaube auch, gerade wenn man sich so umhört, auch was ich so mitkriege von unseren Freelancern, hängt es auch immer superstark davon ab, was für ein Anlagetyp man ist. Man weiß: Okay, ich kann das und das machen, ist auch immer die Frage: Wie aktiv möchte ich… Bei Aktien muss ich mich natürlich regelmäßiger mit meinen Investitionen beschäftigen, oder eignet sich für mich eher eine Anlage, die ohne mein monatliches Zutun von alleine läuft in Form von Sparplänen oder Ähnlichem? Jetzt hast du es gerade schon angesprochen, den Bereich steuerliche Aspekte, die man als Freelancer natürlich immer im Hinterkopf haben sollte, gerade wenn es um Investitionen geht. Gibt es zum Jahreswechsel irgendwelche nennenswerten Änderungen, die man auf jeden Fall auf dem Schirm haben sollte?
00:18:40
Torben: Generell muss man sagen: Es gibt schon sehr viele Sachen, die man machen kann steuerlich. Da gibt es viele Sachen, wo man mit einem Steuerberater z.B. sehr weit kommt, wenn man eine gute, vorbereitende Buchhaltung macht, dann mit dem Steuerberater spricht, dann ergeben sich wahrscheinlich viele, viele Sachen, die man machen kann. Ich weiß nicht, ob es ein Mythos ist, aber ich glaube, 20% der Steuerliteratur weltweit sind in deutsch. Das heißt, das deutsche Steuerrecht ist schon komplex. Das heißt aber auch, dass es viele Einzelfälle gibt, wo man etwas rausholen kann. Was sich als nächstes ja ändert, sind drei Sachen, die mir spontan einfallen: Das eine ist die Entfernungspauschale, wird ab dem 21. [unv.] auf 38 Cent angehoben. Das ist rückwirkend zu Anfang 2022, das heißt, es ist [unv.], vielleicht in dem Einzelfall nutzen könnte. Es gibt einen höheren Grundfreibetrag und den Abbau der kalten Progression. Das ist ein Thema. Genauso wird die degressive Progression verlängert, für im Jahr 2022 angeschaffte bewegliche Wirtschaftsgüter. Das heißt, das sind alles Sachen, wo man sozusagen nochmal nachlesen kann dazu. Man sollte es auf jeden Fall gehört haben, weil im Einzelfall – je nachdem, was man macht – kann das wirklich einen Einfluss haben.
00:20:13
Nick: Spannend. Das sind auf jeden Fall schon mal 3 gute Punkte, an die man denken kann. Wenn wir uns mal angucken, was die letzten Jahre passiert ist, ist es natürlich Wahnsinn – insbesondere, dass wir einen Krieg in Europa haben, ich glaube, da brauchen wir nicht drüber sprechen. Bei euch als Business, bei Qonto, habt ihr denn Auswirkungen direkt oder indirekt gemerkt durch den Ukrainekrieg, was eure Bewegungen am Markt angeht?
00:20:44
Torben: Ja. Ich glaube, wir merken alle, dass der makroökonomische Kontext, in dem wir uns aktuell bewegen, instabiler ist, als wir es in den letzten Jahren gewohnt waren. Wir sind in einer Zeit groß geworden – die meisten, wenn man ein bisschen jünger ist – wo die Inflation niedrig war, wo es keine Kriege zumindest in Europa gab, wir hatten eine sehr lange Zeit von Frieden und wirtschaftlicher Stabilität auch seit der Finanzkrise. Das merkt man schon, dass die Umwelt instabiler geworden ist. Wir bei Qonto schauen allerdings mit Ruhe in die Zukunft. Wir hoffen natürlich, dass in Europa wieder Frieden herrscht. Wir haben uns als Unternehmen wirklich gesagt, vom ersten Tag: Wir wollen ein Unternehmen aufbauen, das auf lange Sicht Bestand hat. Und fairerweise muss man auch dazu sagen: Wir hatten im Januar unsere letzte Finanzierungsrunde [unv.], wo wor 468 Millionen Euro eingesammelt hatten. Das war natürlich ein grandioser Zeitpunkt damals gewesen vor Februar. Das gibt uns natürlich auch das Polster. Das kam nicht von ungefähr – wir haben mit unseren Bestandsinvestoren das größtenteils gemacht, die uns das Vertrauen geschenkt haben. Die glauben auch weiter daran, aber natürlich gibt uns das ein bisschen mehr Ruhe, um uns auf unsere Ziele zu konzentrieren. Wir konzentrieren uns weiter auf unsere Stärken, in erster Linie auf unser Geschäftsmodell, unser Produkt und unseren Kundenservice, das ist nämlich am wichtigsten, dass wir für die Kunden den besten Service bieten, 24 Stunden am Tag, und dementsprechend den Service weiter hoch halten, weil letztendlich die Kunden in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern immer noch ein Geschäftskonto brauchen, je nachdem und unabhängig davon, wie die makroökonomische Lage ist.
00:22:45
Nick: Cool, das klingt ja auf jeden Fall nach einem spannenden Jahr, das wir haben. Ihr habt nicht Glück gehabt – klingt blöd – aber ihr habt richtig geplant und natürlich die Investoren überzeugen können. Ich habe es mitbekommen teilweise bei Kunden, teilweise auch bei Freunden, die in Startups arbeiten, dass viele auch mit Investitionen noch gerechnet haben, die sie dann leider nicht so bekommen haben und auch ein paar [unv.] am Markt, die dann leider den Betrieb entsprechend einstellen mussten. Hast du denn persönlich so einen Tipp, irgendwelche best practices, die du gerade auch Startups mit an die Hand geben kannst, wenn sich das Investorenverhalten eben auch ein bisschen ändert und die Hürden einfach angehoben werden, um an Kapital zu kommen?
00:22:36
Torben: Ja. Ich glaube, in den Zeiten ist es umso wichtiger, einen Mehrwert für die Kunden zu bieten. Und klar – es wird zweimal überlegt, für was man Geld ausgibt und wenn wir mal beim Kunden anfangen, dann ist es wirklich wichtig, ein USP zu haben und klar am Markt sich zu positionieren. Unternehmen werden immer noch ihren Cashflow mehr unter Kontrolle haben müssen und wenn ich ein Startup bin und sozusagen gucken muss, wie ich mich in diesem Jahr aufstelle oder wie ich sichergehen kann, dass ich sozusagen überlebe, wenn ich in nächster Zeit kein Geld einnehmen kann, dann ist es vor allen Dingen, den Cash erst mal unter Kontrolle zu bringen anstatt nur auf die Topline zu gucken. Und da helfen eben erst mal die Visibilität dazu, aber auch die Automatisierung von manuellen Prozessen. Das spart nicht nur Zeit, sondern eben auch verhindert typische Fehler, die Unternehmen gerade in Krisenzeiten nicht passieren sollten. Das zweite dazu ist eben die [unv.]. Gerade am Anfang macht es Sinn, die eigenen Ressourcen sinnvoll einzuteilen und so viele Teilprozessse, die vielleicht nicht direkt Wert für die Kunden schaffen, zu automatisieren und Überflüssiges radikal auszuschneiden und Teilprozesse outsourcen, damit eben der Fokus auf den Kernprozess besteht. Bei Qonto ist es so: Im Salesprozess oder Kontext heißt es eben, dass wir uns nur noch auf die wertstiftenden Aktivitäten des Salesteams konzentrieren, das heißt für uns zum Beispiel auch, dass wir uns auf Kanäle zur Kundengewinnung konzentrieren, die wirklich etwas effizienter sind und ökonomischer sind. Wenn wir da auch über Partnerschaften nachdenken, ist es immer ein guter Kanal, um Awareness zu schaffen für die eigene Marke, aber kann auch ein Kanal sein – wenn der mal richtig läuft, dass man eben eine gute Akquisition hat und dementsprechend, wenn man das vorweisen kann, dann gibt es Geld im Markt – das Geld wurde von den [unv.] Fonds natürlich auch geraised und soll eingesetzt werden. Das ist ein bisschen die Glaubensfrage im Markt, wo man nicht weiß, wie sich das entwickeln wird. Einige sagen: Die Taschen sind voll und das soll ausgegeben werden in neue Startups, und das wird in 2023 kommen. Andere sagen: Moment, aber die VC-Fonds (?) haben das ja nicht wirklich. Sie haben sozusagen ein Recht darauf von den Investoren, das Geld einzuziehen und es könnte auch sein, dass die dann sagen: Wir nehmen das nicht in Anspruch. Da weiß man nicht genau, in welche Richtung das gehen wird, aber das Beste ist, auf Profitabilität hinzuarbeiten, weil ab dem Zeitpunkt hat man sein Glück in eigener Hand. Man kann das Gaspedal drücken oder auch nicht, aber man hat den Druck in dem Sinne nicht, da wirklich auf die nächste Runde hinzuarbeiten. Dementsprechend ist das ein wichtiger Hebel, den man da ziehen sollte.
00:26:51
Nick: Absolut. Das heißt, einfach den Impuls mitzunehmen, sich als Startup frühzeitig auf Themen wie Profitabilität zu priorisieren und sich auch anders aufzustellen, um dann doch an Kapital kommen zu können. Das muss ja nicht immer nur was Negatives sein, wenn man sich neu aufstellen muss.
00:27:09
Torben: Genau. Was ich auch höre im Markt, ist natürlich, dass wenn man jetzt anfängt, es immer noch so ist, dass man nicht relativ leicht, aber schon zu Geld kommt… wenn man gerade neu angefangen hat, aber das bestimmte CSA/CSB, dass das schon herausfordernd ist für Startup-Investitionen, und man könnte es ja theoretisch sogar in sein Geschäftsmodell inkorperieren, diese Situation. Wenn man das Prinzip der Antifragilität – dass man sagt, ich bin nicht nur gegen Unsicherheit, gegen [unv.] abgesichert, sondern ich profitiere sogar davon – dann ist das natürlich besonders interessant. Das werden wir vielleicht in den nächsten Monaten mehr sehen.
00:27:57
Nick: Es bleibt auf jeden Fall spannend. Ich habe noch eine kleine Abschlussfrage, die ich meinen Gästen immer stelle: Hast du denn ein Tool, was vielleicht nicht gerade allseits bekannt ist, das du privat oder im unternehmerischen Kontext nutzt, was du total empfehlen kannst? Oder ein Buch, was du in letzter Zeit gelesen hast, was dich inspiriert hat?
00:28:19
Torben: Gut, ich fange mal mit dem Tool an und dann spreche ich über das Buch. Ein sehr gutes Tool, das wir bei uns benutzen, heißt Chat [unv.]. Dieses Tool erlaubt uns, von verschiedenen Datalakes Kundenfeedback einzusammeln, durch natural language processing auszuwerten, zu kategorisieren, um dann zu sehen, wo z.B. negatives Feedback kommt, was verbessert werden kann, wo positives Feedback kommt – weil wir haben eben Feedback auf verschiedenen Kanälen. Wir fragen unsere Kunden nach einem Monat, nach 6 Monaten, nach 21 Monaten für den Net Promoter Score (?). Wir haben aber auch Feedback über den Appstore, über Trustpilot usw.. Im MPS-Bereich sind wir über 70, für Deutschland aber auch auf Gruppenebene, bei Trustpilot sind wir auf 4,7 von 5 und dementsprechend hilft uns das eben, weil wir als Unternehmen das als Kern-KPI auch haben, den Net Promoter Score, und dementsprechend einen guten Austausch zu finden, das wichtige Feedback von all dem Noise zu unterscheiden, ist superwichtig für uns und hilft uns eben, unser Produkt und unseren Service zu verbessern. Zu dem Buch – interessant, dass du fragst – ich habe gerade ein Buch angefangen, das nennt sich Breathe. Ich habe gerade angefangen, ich weiß nicht, wer es geschrieben hat. Es ist ein gelbes Buch. Es geht um die Kunst oder die Wissenschaft des Atmens. Der Name ist [unv.], und dass wir alle falsch atmen. Viele von uns atmen durch den Mund und eigentlich sollten wir durch die Nase atmen. Das führt eben dazu, dass man im Nasenbereich häufig Krankheiten hat, dass man nicht richtig Sauerstoff zu sich nimmt, dass man sich krankatmen kann und dadurch atme ich jetzt bewusster, würde ich sagen – versuche es zumindest – und nehme das erst mal mit. Also, das kann ich empfehlen.
00:30:28
Nick: Cool. Ich habe auch gerade bei [unv.] nachgeguckt – ist von James Nestor, das pack ich auch allen Zuhörern nochmal in die Shownote. Witzig, dass du das sagst, weil ich kann das auch total bestätigen: Ich mache seit einem halben Jahr regelmäßig Yoga und da sind auch superviele Atemübungen dabei, wo es darum geht, durch das eine oder andere Nasenloch einzuatmen und sobald man sich mal bewusst macht, wie oft man im alltäglichen Leben eine flache Atmung hat, wenn man gestresst oder am Arbeiten ist, und sich immer mal wieder bewusst auf die richtige Atmung fokussiert – was das für einen Unterschied macht, alleine wie man sich jeden Tag fühlt. Deswegen supercoole Empfehlung. Werde ich mir selber auf jeden Fall auch mal anschauen.
00:31:10
Torben: Sehr cool.
00:31:11
Nick: Perfekt. Ich danke dir für deine Zeit und werde alle Bücher etc., die du erwähnt hast, in die Shownotes packen. Ich wünsche dir noch einen supertollen Nachmittag.
00:31:27
Torben: Vielen Dank, Nick, vielen Dank euch allen!