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The Power of Diversity: Warum wir dringend mehr Diversität & Inklusion in der Tech-Branche brauchen

· 5 Minuten Lesezeit

Tech- und Startup-Unternehmen tragen zu den bahnbrechendsten Produkten der heutigen Zeit bei. Von „Innovationen" ist dann schnell die Rede. Doch gleichzeitig besteht in dieser Branche ein besorgniserregendes Defizit an Diversität und Inklusion. Frauen, Minderheiten und andere marginalisierte Gruppen sind in diesem Bereich nach wie vor unterrepräsentiert.

Die Auswirkungen sind gravierend: Frauen erhalten beim Gründen deutlich weniger Geld als Männer und homogene Tech-Teams entwickeln am laufenden Band Produkte, die viele Menschen und ihre Bedürfnisse ausschließen. Oder einfach gesagt: Weiße Männer entwickeln Produkte für weiße Männer.

Aber wie kann die Branche das Problem endlich lösen? Und warum sind Unternehmen, die sich aktiv für einen diversen und inklusiven Weg entscheiden, erfolgreicher?

In der aktuellen Podcast-Folge hatte ich großes Glück, mit Karla Schönicke aus unserer Uplink Community im Detail über genau diese Themen zu sprechen. Karla arbeitet als Freelance Product Lead und ist Venture Scout bei Ananda Impact VC. Außerdem ist sie Gründerin des Netzwerks "Women CTO Dinner" und der ersten "Female Business Academy", die Frauen zu Investorinnen ausbildet.

Im Gespräch mit Karla fand ich folgende Denkanstöße und Lösungsansätze super spannend und hilfreich:

Ist uns wirklich klar, was Diversity bedeutet?

Karla zufolge fängt das Problem bereits damit an, dass viele Entscheider:innen ein einseitiges Verständnis von Diversity haben. Häufig geht es in den Diskussionen ausschließlich um Geschlecht und fehlende Frauen in den Chefetagen. "Das ist zu einfach gedacht, denn Diversity hat so viel mehr Dimensionen." erklärt Karla.

Diversity bezieht sich auf die Vielfalt der individuellen Merkmale, Hintergründe, Perspektiven und Erfahrungen, die Menschen mitbringen. Dazu gehören Faktoren wie eben das Geschlecht, aber genauso ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung, sozioökonomischer Status, Alter und körperliche Fähigkeiten.

Deshalb rät Karla dazu, dass "Produktteams sich möglichst viele Stimmen reinholen sollen. Die Kolleg:innen sollen sich challengen, Ideen in Frage stellen. Das klingt anstrengend, führt aber zu bedachteren Entscheidungen fürs Produkt". Denn eine divers aufgestellte Belegschaft und Unternehmenskultur ermöglichen einen reichen Erfahrungsschatz und verschiedene Blickwinkel, was wiederum zu innovativeren Lösungen und inklusiveren Services führt.

Startups können "Diversity Debts" schon am Anfang minimieren

"Was sich Gründer:innen direkt am Anfang fragen können: Wie stelle ich mein Team zusammen und welche Außenwirkung habe ich damit?", empfiehlt Karla. Stehen an der Spitze drei weiße Männer, bewerben sich automatisch weniger Minority Groups bei dem Startup.

Gründungsteams können also schon ganz am Anfang mit der eigenen Zusammensetzung einen wichtigen Schritt in eine diverse und inklusive Zukunft gehen. Homogene Unternehmen tendieren in den meisten Fällen im späteren Recruiting dazu, dem Similarity Bias zu verfallen. Deshalb sollten sich diese Unternehmen unbedingt Expert:innen reinholen, die helfen können, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen und die eigenen Privilegien zu prüfen.

Auch bei den Produkttests inklusiv denken

Inklusive Produktentwicklung bedeutet, dass Produkte und Dienstleistungen so gestaltet werden, dass sie die Bedürfnisse und Anforderungen einer breiten Palette von Menschen berücksichtigen. Dies beinhaltet die Einbindung von Nutzer:innen aus verschiedenen Hintergründen und die Integration ihrer Perspektiven bereits in den frühen Entwicklungsphasen. Eine inklusive Produktentwicklung stellt sicher, dass Produkte benutzerfreundlich, barrierefrei und vielfältig einsetzbar sind.

Communities & Netzwerke erhöhen Sichtbarkeit

Für marginalisierte Expert:innen sind Communities ein hilfreiches Tool, um sich gegenseitig zu unterstützen. "Unterrepräsentierte Menschen fühlen sich in Unternehmen häufig allein gelassen.", sagt Karla. Communities und Netzwerke können dazu beitragen, die Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen zu erhöhen, indem sie Plattformen für den Austausch und die Zusammenarbeit bieten.

Dies kann beispielsweise durch die Organisation von Veranstaltungen und Mentoring-Programmen geschehen. Der wertvolle Effekt der Netzwerke ist, dass durch die erhöhte Sichtbarkeit weitere Menschen inspiriert und ermutigt werden, sich ebenfalls in der Technologiebranche durchzusetzen und ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Delivering Through Diversity

"Auf Diversity zu setzen ist nicht nur menschlich das Richtige, sondern es macht auch wirtschaftlich Sinn!" Damit bezieht sich Karla auf die Studie "Delivering Through Diversity", die McKinsey im Jahr 2018 veröffentlicht hat. Das Ergebnis: Unternehmen, die eine vielfältige Belegschaft und eine ausgewogene Geschlechterverteilung aufweisen, erzielten bessere finanzielle Ergebnisse im Vergleich zu ihren weniger diversen Wettbewerbern. Warum ist das so? Diverse Teams und Organisationen haben eine größere Bandbreite an Perspektiven, Erfahrungen und Ideen. Dadurch können sie kreative Lösungen entwickeln, bessere Entscheidungen treffen und innovative Produkte und Dienstleistungen schaffen, die den Bedürfnissen einer vielfältigen Kund:innennbasis gerecht werden.

Die McKinsey-Studie unterstreicht den Zusammenhang zwischen Diversität und Geschäftserfolg. Unternehmen, die Vielfalt in ihrer Belegschaft fördern und sicherstellen, dass verschiedene Stimmen gehört werden, haben eine größere Chance, finanziell erfolgreich zu sein.Unternehmen sollten zwingend sicherstellen, dass durch einen Katalog an Maßnahmen eine inklusive Arbeitsumgebung und Kultur gelebt wird, in der alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr volles Potenzial entfalten können.

Nicht nur bei LinkedIn prahlen, sondern auch wirklich machen! Häufig beobachtet Karla, dass Unternehmen die Themen Diversity und Inklusion nur an der Oberfläche behandeln. "Da wird von Unternehmen viel bei Social Media mit Workshops geprahlt, aber was dann wirklich im Alltag umgesetzt wird, ist dann die alte Leier". Was wirklich zählt, ist, was wir im Arbeitsalltag Schritt für Schritt umsetzen.

Das ist anstrengend, aber es lohnt sich!