Interview mit Gerald Moll von unserem neuen Partner meintagwerk
Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit unserem neuen Partner meintagwerk. Das Startup aus Hamburg hat ein innovatives Buchhaltungstool geschaffen, das sich auf die wesentlichen Funktionen für Freelancer beschränkt. Die Software umfasst Funktionen wie Zeiterfassung, Rechnungsstellung, Angebotserstellung und Belegerfassung. Natürlich haben wir für unsere Mitglieder auch wieder einen tollen Deal ausgehandelt: alle Uplinklings erhalten einen lebenslangen Rabatt von 40 Prozent. Für weitere Informationen checkt unseren Mitgliederbereich. 🚀
Als Auftakt unserer Zusammenarbeit haben wir Gerald Moll, Professor für Communication Design an der Macromedia Hochschule und Mitgründer von meintagwerk über den Nutzen und die Arbeit gemäß des Human-Centered Design Ansatzes, interviewt.
Was ist Human-Centered Design (HCD)? Der Begriff beschreibt den Designansatz auf die Entwicklung von Software, Produkten und Services. Einer der bekanntesten Vertreter ist Donald Norman, Professor in den USA, welcher bereits für Apple gearbeitet hat. Es gibt einige wunderbare Interviews, hier ein sehr unterhaltsames Video zum Thema: Bad doors are everywhere. Kurz zusammengefasst bedeutet dieser Ansatz, frühzeitig die Nutzer:innen in die Konzeption und die Umsetzung einzubinden. Die Entwicklung sollte nicht von rein wirtschaftlichen, funktionalen oder ökonomischen Faktoren getrieben werden, sondern sich maximal an den Bedürfnissen der Menschen orientieren.
Warum nutzt ihr diesen Ansatz? Wir wollen von der entwicklungsgetriebenen Sichtweise wegkommen. Letztlich entscheiden der Nutzer und die Nutzerin über den Erfolg des Services. Daher ist es nur sinnvoll, diese auch möglichst früh in den Prozess einzubinden. Das heißt für uns konkret, nicht erst fragen, wenn die Software bereits ausgerollt ist, sondern schon bevor wir die Funktionen, die Interaktionsabfolgen, die Oberfläche final festlegen. Ein klassischer Fehler ist das sogenannte Over-Engineering. Man baut viele Funktionen in eine Software, macht sich viele gute Gedanken zum Leistungsanspruch, um dann später festzustellen, dass möglicherweise nur ein Teil überhaupt genutzt wird. Zudem wollen wir mit der Community den Dialog verstärken, denn der direkte Austausch ist immer sehr inspirierend für uns.
Wie sieht der HCD Prozess konkret aus? Man kann es grob in vier - fünf Phasen einteilen:
- Observation: Wir analysieren, wie die Nutzung der bisherigen Plattform aussieht, welche Funktionen werden schwerpunktmäßig verwendet. Gibt es Anfragen für neue Funktionen, welche technischen und rechtlichen Veränderungen hat es gegeben?
- Idea Generation: Wir entwickeln neue Ansätze aus den Erkenntnissen der Analyse. Das kann intern geschehen, aber durchaus auch durch externe Unterstützung durch bspw. Studierende aus dem Bereich Interaction Design oder einige unserer Nutzer:innen.
- Prototyping: Wir bauen die Plattform auf einem neuen Technologie-Stack auf. Dadurch wird auch die Oberfläche komplett neugestaltet. Wir etablieren ein sehr offenes System, welches wie ein Baukasten funktioniert. Die Tester:innen können dann sehr frei aus diesen verschiedenen Möglichkeiten schöpfen und diese, wie im vierten Schritt beschrieben, testen.
- Testing: Wir laden die Nutzer:innen dazu ein, in einer geschützten Umgebung, einer Closed-Beta, die Anwendung auszuprobieren. Die Funktionen sind dabei noch nicht alle vollständig hinterlegt oder entwickelt, dies geschieht dann erst nach erfolgtem Feedback aus den Tests. Der Test ist immer sehr aufregend und teilweise auch überraschend, da Anforderungen auftauchen, die wir vorab nicht antizipiert haben.
- Iteration: In dieser Phase werden die Erkenntnisse aus den Tests bewertet, gewichtet und umgesetzt.
Der Prozess ist fortlaufend, man kann demnach immer wieder die Schritte 1-5 wiederholen, bis man zum gewünschten Ergebnis gekommen ist.
Welche Methoden nutzt ihr bei der menschzentrierten Produktentwicklung? Wie beschrieben nutzen wir den HCD Ansatz. Dazu stellen wir Zugänge zur Plattform zur Verfügung, laden die Community zum Test ein, und stellen im Nachgang Fragen zu den Ergebnissen, bspw. durch einen geschlossenen Slack-Kanal. Diese werten wir aus, diskutieren diese nach Machbarkeit und auch Sinnhaftigkeit für uns und setzen diese dann um.
Was sind die Vorteile von HCD? Es gibt etliche Vorteile, zum Beispiel der Faktor Zeit. Die Entwicklung wird dadurch stark beschleunigt, da es frühzeitig Erkenntnisse aus den Tests gibt. Ein Leitsatz ist: Fail early and fail often, sprich, je früher scheitern desto besser. Denn dadurch spart man entsprechend auch viel Geld, was ebenfalls ein großer Vorteil ist. Darüber hinaus erkennt man frühzeitig die Stärken des Systems und kann diese dann besser positionieren. Aus Sicht der Nutzer:innen ist es sicherlich ein großer Vorteil, früh die eigenen Vorstellung zu benennen und somit Einfluss auf die Umsetzung der Software zu haben. Sie können sich ein stückweit eine individualisierte Anwendung realisieren.
Um dialektisch zu bleiben seien hier auch kurz die Nachteile genannt. Es kann bei den Nutzer:innen zu Irritationen kommen, wenn sie eine Oberfläche sehen, die noch nicht fertig ist. Oder Funktionen noch störanfällig sind. Da hilft es dann eng zu kommunizieren und im Austausch bleiben. Zudem kann nicht alles so umgesetzt werden, wie sich das vielleicht von den Nutzer:innen gewünscht wird. Das ist schlicht nicht möglich. Meist findet man aber einen sehr überzeugenden Kompromiss aus Wunsch und Machbarkeit.
Ist Design Thinking das neue Human-Centered Design? Design Thinking ist sehr stark an diesen Ansatz angelehnt, ja. Letztlich ist die Überzeugung dahinter, dass nicht immer nur die Expertinnen die besten Ideen haben, sondern heterogene Teams oft schneller und besser Ideen generieren. Im Design Thinking besteht der Fokus darauf, aus diesen Ideen auch Produkte und Services zu generieren. Zudem ist es eine Methode, die eben auch von Nicht-Designer angewendet werden kann und somit auf viele Branchen und Anwendungsfälle übertragbar ist.
Welche Relevanz hat HCD in der Zukunft? Es ist letztlich der entscheidende Erfolgsfaktor für fast alle Unternehmen. Klingt etwas pathetisch, ist aber auch aus ökonomischer Sicht nachweisbar. So hat eine Studie von McKinsey ("The business value of design") ergeben, dass diejenige Unternehmen mit einem Designfokus, also einem Ansatz mit Human-Centered Design, ihre Umsätze und den wirtschaftlichen Erfolg im Vergleich zur Konkurrenz in der jeweiligen Branche verdoppeln konnten. Neben der Freude am Austausch mit den eigenen Nutzer:innen also ein gewichtiger Grund aus unserer Sicht, auf diese Methode zu setzen!
Wenn ihr an der HCD- Entwicklung von meintagwerk teilnehmen wollt, meldet euch direkt bei Gerald Moll. Dann gibt es sofort eine Einladung.